Liebe Gemeinde,

eine Gedankenspielerei: Stellt euch vor, Jesus würde zur Mittagszeit den Nieder Kirchweg entlanglaufen, umringt von einer Menschenmasse, und an unserer Gemeinde in Nied vorbeikommen – würde er sich dann selbst zum Essen bei einem von uns einladen?

Das Ehepaar Falcke – Günther und Barbara – hat uns als Prediger-Duo in die Geschichte von Zachäus aus Lukas 19 mitgenommen. Eine Geschichte, die man, seien wir ehrlich, schon gefühlt hundertmal seit dem Kindergottesdienst gehört hat: Hier Jesus, dort Zachäus, der ungeliebte Oberzöllner im Maulbeerbaum, reich, aber sozial isoliert. Ausgerechnet ihn spricht Jesus an und lässt sich sogar zum Essen einladen – ein Affront, dieser „Sünder“!

Bekannt kommt uns das vor, und ich fragte mich, was diese – zugegeben rhetorisch und dramaturgisch gut hergeleitete – Geschichte uns noch Neues würde erzählen können. Doch genau dann, und das ist was mich am Glauben so fasziniert, offenbart der Heilige Geist plötzlich unglaublich tiefe Erkenntnisse. Jedenfalls mir ging es so.

Also zurück zur Ausgangsfrage: Zu wem würde Jesus gehen? Antwort: Natürlich nicht zu Dir oder mir! Warum? Weil sein Auftrag ein anderer war: Den Sündern die Gute Nachricht zu bringen, nicht es den Gerechten recht zu machen. Und wenn wir Jesu Nachfolger sind, sollten wir ebenso handeln. Wir sollten nicht nur von den Starken im Glauben umgeben sein und uns nur um sie kümmern, sondern gerade nach jenen Ausschau halten, die eine Begegnung mit Jesus suchen, um von der Erlösung zu erfahren. – Und wie schnell geraten wir doch genau in das Fahrwasser, uns nur von der eigenen Blase zu umgeben.

Das hat bei mir nachgewirkt. Und auch die Lieder, die ich vorbereitet hatte, um sie mit Boyoung, Volker und Franz im Lobpreis zu spielen, erschienen mir nun in einem anderen Licht: Vom „Wunderbaren Hirten“, der „neunundneunzig stehen lässt“ für das eine verlorene Schaf, das einmal auch ich war. Von dem, der „schon Lieder über mich sang, bevor ich auch nur ein Wort sprach“ und dessen „gewagte, endlose Liebe so überwältigend“ war, sodass wir selbst einst nur noch singen konnten: „Wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so sehne ich mich, Herr, nach Dir!“

Ein herzliches Dankeschön an Barbara und Günther für ihre Bereitschaft, dem Heiligen Geist zu folgen und sein Wort zu teilen. Aber auch an alle anderen, die zu diesem gelungenen Gottesdienst beigetragen haben. Einziger Wermutstropfen: Leider haben wir aus technischen Gründen keinen Video-Mitschnitt, daher auch die etwas ausführlichere Darstellung hier in den Wochennews. Auch wenn das bedauerlich ist, bin ich nach diesem Gottesdienst überzeugter denn je, dass der Heilige Geist wirklich jeden Gottesdienst zu etwas Besonderem macht und unsere Treue nutzt, um einander jedes Mal frisch und tiefgründig zu dienen. Ich bin einfach begeistert von diesem Gott und seiner Vielfalt.

Herzliche Grüße,
Alexander, stellvertretend für den Gemeinderat